Master of Taxation in München
Ich bin Michael 23 Jahre alt und dieser Blogbeitrag gibt Einblicke in meine Gedanken, Entscheidungen und Erfahrungen während meines Masterstudiengangs und auf dem Weg zu meinem angestrebten Ziel, dem Steuerberater.
Mein Weg zum Steuerberater
Masterstudium in München
Der Weg zum Steuerberater ist geprägt von Herausforderungen, Entscheidungen und der ständigen Suche nach dem optimalen Pfad. Für mich stellte sich die Frage: Bachelor, Master und dann Steuerberater – aber wie? In meinem dualen Bachelorstudium an der dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen begann meine Reise. Anfängliche Unsicherheiten verwandelten sich schnell in klare Ziele, und der Blick richtete sich auf die nächsten Schritte.
Soll an Haben
Am 1. Oktober 2020 startete ich meine steuerliche Reise im dualen Bachelorprogramm an der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen. Mein Arbeitsplatz befand sich in einer mittelständischen Kanzlei mit etwa 25 engagierten Mitarbeitern. Die Anfangsphase gestaltete sich zunächst als echte Herausforderung. Vorkenntnisse waren Mangelware und nach meiner ersten Begegnung mit Soll und Haben sowie der ersten Vorlesung AO stellte sich schnell die Frage: "Was mache ich hier eigentlich?" Doch bald darauf nahm meine Denkweise eine positive Wendung: Ich fand mich in der Kanzlei gut aufgehoben, wurde wertgeschätzt und erkannte schnell, dass mir durch gute Leistungen viele Türen offen stehen würden.
Auch die Vorlesungen gewannen mit zunehmendem Wissen an Spaß. Mein Ziel, Steuerberater zu werden, manifestierte sich zügig. Die anfängliche Verwirrung darüber, warum ich Steuern und Prüfungswesen studierte, trat nie wieder auf. Im fünften Semester richtete sich mein Blick erstmals auf das Ende meines Studiums, und ich musste einen Weg finden, wie ich den verbleibenden Weg zum Steuerberater meistern würde. Dabei leiteten mich drei wesentliche Faktoren: Erstens sollte das Endergebnis die Bestellung des Steuerberaters sein. Zweitens wollte ich diesen Status so schnell und effizient wie möglich erreichen, idealerweise innerhalb von zwei Jahren. Drittens, nach drei Jahren an der DHBW in Villingen-Schwenningen, war es an der Zeit, etwas Neues zu erleben und eine spannende Veränderung anzustreben.
Es eröffneten sich zahlreiche Möglichkeiten, darunter die Option, zu einer Kanzlei nach Bonn zu wechseln und einen Master in Unternehmenssteuerrecht in Köln zu absolvieren. Allerdings hätte dies nicht mit dem zweiten Faktor übereingestimmt und mein Arbeitgeber war nicht unbedingt bereit, mich gehen zu lassen. Zudem hegte ich den Wunsch, in der Kanzlei zu bleiben, in der es mir so gut gefallen hatte.
Die Suche nach dem Masterplan
In einem Moment der Reflexion konkretisierte ich meine Pläne und kam zu dem Entschluss: München sollte die Stadt meiner Wünsche sein, ohne dabei meine aktuelle Kanzlei aufzugeben. Die Herausforderung bestand darin, einen passenden Masterstudiengang zu finden, der mit einer Steuerberatervorbereitung verbunden ist. Und tatsächlich wurde ich fündig. Die perfekte Lösung für mich war der Master of Taxation an der Hochschule München – ein Studiengang, der all meinen Anforderungen gerecht werden sollte: ein zweijähriger Master mit integrierter Steuerberatervorbereitung und dem verlockenden Standort im Süden von Bayern. Darüber hinaus bot sich mir die Möglichkeit, nach erfolgreichem Abschluss neben dem M.A. auch den LL.M. mit nur einer zusätzlichen Prüfung zu erlangen.
Voller Enthusiasmus begab ich mich auf LinkedIn, um aktuelle Studierende und Absolventen dieses Studiengangs ausfindig zu machen und erste Erfahrungen zu sammeln. Es dauerte nicht lange, bis ich vom Konzept überzeugt war und auch mein Arbeitgeber stimmte sofort zu. Ohne Zeit zu verlieren, startete ich meine Bewerbung, im Bewusstsein, dass mich zwei äußerst anspruchsvolle Jahre erwarten würden. Doch nicht nur das Studium versprach eine Herausforderung zu werden – auch die Wohnungssuche gestaltete sich als nicht weniger anspruchsvoll.
Der Start in München: Ready, steady, go!
Am 5. Oktober 2023 um 10 Uhr war es endlich soweit! In den Räumlichkeiten der Hochschule München in Pasing begann der Kickoff, begleitet von der ersten Vorlesung Bilanzierung. Die Aufregung war spürbar, denn keiner wusste genau, was uns an diesem Tag und in den folgenden vier Semestern erwarten würde. Trotzdem überwog die Vorfreude bei weitem. Für mich markierte dieser Masterstudiengang nicht nur den Beginn einer neuen akademischen Reise, sondern auch den Start in einem Lebensabschnitt in einer Stadt, die ich bislang nur aus kurzen Trips kannte.
Nach der Vorstellungsrunde war schnell klar, Das Gemeinschaftsgefühl im Kurs unter den Teilnehmern vor Ort war war früh stark ausgeprägt. Der Raum sprühte nur so von Interessanten Persönlichkeiten, die sich aus ganz Deutschland in Pasing sammelten. Ein Punkt der gerade für mich sehr wichtig ist, denn die kommenden zwei Jahre sollen nicht nur von Vorlesungen und Abenden vor Gesetzestexten geprägt sein, auch wenn das zur Tagesordnung gehören wird.
Der Inhalt des Goodiebags auf unseren Plätzen ließ erahnen, dass die kommenden zwei Jahre keineswegs ein Spaziergang werden. Die Interpretation der darin enthaltenen Utensilien war vielfältig, vor allem bei der beachtlichen Anzahl an koffeinhaltigen Getränken. Dennoch waren auch die ersten Gemeinsamen Abende und sowie künftige Skiausflüge schnell geplant, schließlich benötigt unser Gehirn auch mal Pausen, um die Verknüpfungen der Nervenzellen zu verstärken. :)
Der Tag setzte zum Schluss noch ein Highlight, als Franz Josef Benedikt, der ehemalige Präsident der Deutschen Bundesbank, einen Vortrag zur aktuellen Inflationslage hielt. Wenn mich jemand nach der Einordnung dieses Vortrags fragt, brauche ich nicht lange zu überlegen. Es war einer beeindruckendsten Vorträge, den ich bisher gehört habe. Mit geballtem Wissen, prägnanten Aussagen und einer Leichtigkeit, als hätte Herr Benedikt die Präsentation während seines Frühstücks vorbereitet, beeindruckte er nicht nur durch sein Fachwissen, sondern auch durch seine Ausstrahlung. Dieser Vorlesungstag in Pasing hinterließ bei mir ein unübersehbares Strahlen der Euphorie im Gesicht.
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Mein aktueller Fahrplan
Natürlich stellt sich bei jedem Teilnehmer die Frage nach der optimalen Arbeitszeit und in welcher Form er die Vorlesungen verfolgt. In meinem Fall arbeite ich weiterhin in einer Kanzlei im Herzen von Baden-Württemberg, nahe Rottweil. Dabei strebe ich an, sämtliche Vorlesungen persönlich vor Ort in München zu besuchen – ein wohlüberlegtes Vorhaben, bedenkt man die knapp 300 Kilometer Entfernung zwischen Kanzlei und den Vorlesungsräumen.
Trotz dieser Distanz plane ich, an drei Tagen pro Woche in der Kanzlei zu arbeiten und die verbleibenden Tage den Vorlesungen sowie der Nachbereitung zu widmen. Die Vorlesungen finden in der Regel von Donnerstag bis Samstag statt, wobei es auch Wochen mit nur zwei Vorlesungstagen (Freitag und Samstag) gibt. Den Sonntag nutze ich regelmäßig für die Vertiefung des Gelernten und die Vorbereitung auf kommende Vorlesungen.
Natürlich wird in einer so straff organisierten Woche manch anderes Vorhaben vorerst kürzertreten müssen. Dennoch eröffnen sich auch wieder neue Möglichkeiten. Schließlich ist der Tag nach den Vorlesungen um 16-17 Uhr noch lange nicht zu Ende. Und als Reminder: Man hat München mit all seinen Möglichkeiten direkt vor der Tür. Gerade für mich hat sich dadurch ein völlig neuer Lebensabschnitt mit vielen Neuerungen und Alternativen ergeben.
Auch wenn ich derzeit viel pendle, wird mein neu eingerichteter Homeoffice-Arbeitsplatz in naher Zukunft zu meinem vertrauten Begleiter. Zudem bietet sich immer die Option, Vorlesungen kurzfristig von zu Hause aus zu verfolgen, obwohl ich ein klarer Befürworter von Präsenzveranstaltungen bin.
Business as usual
Weiter im Kontext setzten sich die folgenden Wochen mit Vorlesungen auseinander, von Corporate Finance bis Umsatzsteuer, wobei auch die Abgabenordnung nicht zu kurz kam. Diesmal wurde ich jedoch nicht wie im ersten Semester meines Bachelorstudiums von den Inhalten überrollt. Schließlich waren Vorlesungen im Bereich des Steuerrechts für mich nichts Neues. Schließlich hat sich ich bereits drei Jahre geballtes Wissen im Bereich der Ertragsteuern, Umsatzsteuer, Abgabenordnung etc. in meinen Nervenzellen angesammelt (das hoffe ich zumindest).
Das erste Semester, insbesondere in steuerlicher Hinsicht, diente dazu, alle Teilnehmer auf einen gemeinsamen Wissensstand zu bringen, da die meisten während ihres Bachelorstudiums keinen Schwerpunkt im Steuerrecht hatten. Daher bot sich die Gelegenheit, bestehendes Wissen aufzufrischen und Zusammenfassungen auf ihre Vollständigkeit zu überprüfen.
Währenddessen erforschte man in den betriebswirtschaftlichen Fächern zahlreiche neue Aspekte. Zu Beginn des Studiums hatte jeder die Möglichkeit, eines von fünf Wahlpflichtmodulen zu wählen. Meine Entscheidung fiel dabei auf Corporate Finance und den Beratungsschwerpunkt KMU. Wissen, das gerade in betriebswirtschaftlicher Hinsicht und in Verbindung mit steuerlichen Wirkungen in der Praxis immer wieder relevant ist.
Nicht auf die leichte Schulter nehmen
Manchmal verläuft nicht alles im Leben nach Plan. Diese Erkenntnis traf mich im November, als ich mir während eines Fußballspiels beide Schultern verletzte (schwer zu glauben, aber es entspricht der Wahrheit). Der Schock saß tief, als die Nachricht kam, dass eine Operation an beiden Schultern unumgänglich war. Sofort drängten sich mir Fragen auf: Wie geht es nun mit meinem Studium und meiner Arbeit weiter? Mein straffer Zeitplan lässt dabei keine schädlichen Wochen zu. Denn um die Voraussetzungen für die Steuerberaterprüfung in dem von mir gewählten Weg zu erfüllen, bin ich verpflichtet, jede Woche mindestens 16 Stunden qualifizierter Arbeit nachzugehen. Andernfalls wären die mindestens zwei Jahre Praxiserfahrung nicht erreicht. Eine einzige schädliche Woche könnte die Steuerberaterprüfung dabei um ein ganzes Jahr verschieben.
Gelassenheit konnte ich immerhin in Bezug auf die Vorlesungen bewahren. Diese konnte ich in meiner Auszeit bequem von zu Hause oder sogar aus dem Krankenhaus aus verfolgen. Ein Anruf bei der Steuerberaterkammer bestätigte mir zudem, dass die Operationen keine schädlichen Wochen zur Folge haben würden. Hier hatte ich Glück, denn Krankschreibungen bis zu 21 Tagen am Stück gelten letztlich als unschädlich. Die Pausen nach den Operationen betrugen jeweils 14 Tage - also alles im grünen Bereich. Zwar werden Krankheitstage bei derselben Krankheit addiert, jedoch sind meine Operationen getrennt voneinander zu betrachten, sodass es nach Absprache mit Prüfungsstelle zu keiner Addition der Fehltage kommt.
Im Vorfeld war mir bereits bewusst, dass jegliche Unfälle vermieden werden sollten. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass in meiner Konstellation mit zweijähriger Vorbereitung auf den Steuerberater inklusive Master direkt nach dem Bachelorstudium ein gewisses Risiko besteht. Zwar denkt man sich immer wieder: „Das wird schon nicht passieren", letztlich darf man es aber nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Über den Autor
Michael Moser
Master of Taxation Student an der Hochschule München in Kooperation mit Dr. BANNAS. Nach der Masterarbeit bereitet er sich noch auf das Steuerberater-Examen 2025/26 vor.