Warum immer alles in Rekordzeit? (Teil 2)
Warum ich erst 1 Jahr später das StB-Examen schreibe
Wir haben mit Mona Hagner aus Nördlingen in Bayern gesprochen. Sie hat im Herbst 2023 als beste Absolventin ihres Jahrgangs den Abschluss zum Master of Taxation (M.A.) an der Hochschule München gemacht. Im ersten Teil des Interviews hat sie uns erzählt, warum sie sich für den Master of Taxation entschieden hat und was sie anderen Studierenden oder Interessenten raten würde. Im zweiten Teil erklärt sie uns, warum sie die Steuerberaterprüfung nicht direkt im Anschluss an ihre Masterarbeit geschrieben hat.
Teil 1 - Interview mit Mona Hagner: Empfehlungen einer Master Taxation Absolventin
Dr. BANNAS (Jana) fragt:
Mona antwortet: Ehrlich gesagt, wollte ich meine Lernphase etwas entzerren und mir etwas mehr Zeit sowohl für die Vorbereitung aufs Steuerberaterexamen als auch für meine Freunde und Familie nehmen. Ich bin mit 24 noch so extrem jung und will nicht immer sagen: “Ich kann heute nicht, weil ich noch lernen muss.” Versteht mich nicht falsch: ich weiß, dass ich für die Steuerberaterprüfung noch sehr hart arbeiten muss. Aber ich war sowieso schon die jüngste in unserem Jahrgang - daher habe ich mich gefragt: "Warum entzerre ich das nicht um ein Jahr?" Ich muss ja auch nicht alles in Rekordzeit machen.
Nach meinem Entschluss habe ich mich direkt an Herrn Wellmann* gewandt mit der Frage, ob ich den inkludierten Klausurenkurs zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung auch um ein Jahr verschieben könnte. Tatsächlich war er erst einmal verdutzt - das hatte ihn so noch niemand gefragt. Aber dann hieß es “Natürlich, das machen wir möglich.”
*Geschäftsführer der Steuerlehrgänge Dr. BANNAS (Anmerkung der Redaktion)
Dr. BANNAS (Jana) fragt:
Mona antwortet: Ein klarer Vorteil war, dass ich im Sommer, nachdem ich meine Masterarbeit abgegeben hatte, einfach noch mal ein bisschen entspannen konnte. Einfach mal mit zum Baden gehen, ein bisschen Urlaub machen und das Leben genießen. Natürlich habe ich auch weiter gearbeitet. Aber im Vergleich zum Masterstudium inkl. Arbeit war das geradezu entspannt (lacht).
Als ich meine Entscheidung mit meinen Kommilitonen teilte, fanden die Idee auch gleich drei oder vier weitere Leute interessant und haben sich mir angeschlossen. Für manche ist es direkt nach der Masterarbeit einfach zu früh, sie brauchen einfach ein bisschen mehr Zeit.
Der größte Nachteil ist natürlich dagegen, dass man sich mit denen, mit denen man sich gut verstanden hat und ggf. auch schon eine Lerngemeinschaft hatte, nicht mehr gemeinsam vorbereiten kann. Das heißt, ich bin nun wieder ein bisschen mehr auf mich allein gestellt und muss mich sicher auch wieder etwas mehr selbstdisziplinieren. Aber ich bin mir sicher, dass sich jetzt auch wieder irgendjemand ergeben wird, mit dem ich mich zusammen tun kann. Im Vorbereitungskurs finden sich ja auch noch Mitstreiter. Daher sehe ich es am Ende nur als einen bedingten Nachteil.
Naja, und dann ist da natürlich noch das schlechte Gewissen, wenn alle anderen sich auf die Prüfung vorbereiten und du am Badesee bist (lacht).
Dr. BANNAS (Jana) fragt:
Mona antwortet: Ich habe vor allem gemerkt, dass es sich rentiert, von Anfang an mit zu lernen. Ich habe mir zum Beispiel immer sofort eine Zusammenfassung pro Thema gemacht. So habe ich dann beispielsweise zu jedem Paragraphen eine Zusammenfassung - die mit der Zeit und den Semestern natürlich gewachsen ist! Diese Wissenssammlung wird mich nun auch bei meiner Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung begleiten. Wenn man damit bis zum Steuerberater durchlernt, rentiert sich das Durchhaltevermögen an dieser Stelle sehr - denn am Ende geht's dann nur noch um das Üben der Klausuren. Das Verständnis des Stoffes hat man dann ja bereits aufgebaut.
Zudem sollte man auch im Studium bereits alle Übungsaufgaben machen, die zur Vorbereitung auf das Steuerberater-Examen dienen. Davon bekommt man wirklich sehr, sehr viel an die Hand - die Aussage von den meisten lautet dann jedoch: “Wann soll ich das machen?” Aber mit der nötigen Organisation und Disziplin ist es auf jeden Fall zu schaffen. Die Aufgaben sind beispielsweise so zusammengestellt, dass man sie auch in Häppchen erledigen kann. Wenn ich zwischendurch eine Stunde Zeit hatte, habe ich z.B. einfach eine Teilaufgabe bearbeitet. Wer dagegen nicht dranbleibt und erst kurz vor dem Examen anfängt zu üben, bekommt mit Sicherheit Probleme.
Außerdem würde ich jedem empfehlen, spätestens zu Beginn des Studiums herauszufinden, welcher Lerntyp sie oder er ist - wenn er das noch nicht weiß. Gerade bei einem solch intensiven Studium wie unserem, neben dem man ja noch arbeiten und sich zusätzlich auf die Steuerberaterprüfung vorbereiten muss, ist das super wichtig. Wenn man es weiß, kann und sollte man dann von Anfang an mit Vollgas durchziehen! Ansonsten verliert man schnell wertvolle Zeit.
Dr. BANNAS (Jana) fragt:
Mona antwortet: Viele haben mich am Anfang gefragt, ob Steuern meine Leidenschaft ist. Ja, was soll ich da sagen? Natürlich ist das nicht meine Leidenschaft - Leidenschaft ist etwas anderes. Aber wenn man damit groß wird und wenn man danach sein Leben richtet, dann wird es irgendwann zur Leidenschaft. Und das kann man auch mit etwas Außergewöhnlichem schaffen. Auch das veraltete Bild von der Tätigkeit eines Steuerberaters ist total überholt, denn die Branche steht mitten im digitalen Wandel. Ich möchte jeden unterstützen und motivieren diesen Weg zu gehen, auch wenn es ein eher außergewöhnliches Thema ist.
Bei mir in der Kanzlei mache ich wirklich alles, denn wir sind sehr klein. Wir sind so 10-11 Mitarbeiter und man bekommt so viele interessante Aufgaben. Das reicht von klassischem Steuerrecht bis hin zu: “Wer übernimmt die Pflege unseres Instagram Accounts” oder wer übernimmt die Leitung von digitalen Prozessen wie der Einführung von Microsoft 365.
Im Steuerbereich gibt es so viel mehr als nur “Steuern” - das wissen viele gar nicht. Deswegen glaube ich auch, dass es viele Menschen eigentlich viel mehr interessieren würde, als sie eigentlich denken. Ich hatte einfach auch das Glück, dass ich Bekannte hatte, die im Steuerbereich arbeiten. Die haben mich dann auch noch mal richtig aufgeklärt und mir einen ersten Einblick vermittelt.
Ich finde es daher sehr schade, dass nicht mehr Werbung für unseren Bereich gemacht wird, um jüngeren Menschen das richtige Bild von Steuerberatern zu vermitteln.
Und es gibt viele Möglichkeiten: Zum Beispiel dieser Ausbildungsberuf, bei dem man den Fachwirt mit dem Abitur koppelt - ist doch die Möglichkeit, auch noch einen Steuerberater dranzuhängen, eine ganz ganz ganz tolle Ausbildung. Oder auch Steuerfachangestellte und Steuerfachwirt, wo man super Chancen hat. Das ist z.B. auch der einzige Beruf, wo man ohne Abitur Berufsträger werden kann oder einen freien Beruf ausüben kann - eine tolle Option!
Mein Wunsch: Die Möglichkeiten des Steuerwesen zu verbreiten, um mehr junge Menschen für den Steuerbereich zu motivieren und die Branche u.a. digital weiterzuentwickeln.
Dr. BANNAS (Jana) fragt:
Mona antwortet: Es gibt wirklich viele gute Dozenten, von denen ich tausend Sprüche aufzählen könnte und die jetzt einfach so Klassiker geworden sind.
Aber eine Situation ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Die Einführungsveranstaltung bei Frau Huber-Jahn und Frau Eckstaller. Zwei Frauen mit wahnsinnig beeindruckenden Persönlichkeiten. Frau Eckstaller ist leider verstorben während unseres Studiums. Aber die zwei hatten für mich etwas ganz Beeindruckendes - richtige Powerfrauen! Ich werde es einfach nie vergessen: Alles war mucksmäuschenstill und dann betreten zwei Frauen mit beeindruckender Präsenz den Raum und jeder bestaunt sie so ein bisschen - zurecht! Das werde ich niemals vergessen.
→ Wie es Mona dann während der Vorbereitung erging und wie die Steuerberater-Prüfung für sie ausgeht, das erfahren wir in Teil 3 - nächstes Jahr.
Sie wohnt in Nördlingen und hat ihren Master of Taxation hybrid an der Hochschule München 2023 als Jahrgangsbeste erfolgreich absolviert. Aktuell bereitet sie sich auf das Steuerberaterexamen 2024/25 vor.
Interviewt von:
Jana Albrecht, Steuerlehrgänge Dr. BANNAS